Gründung durch Pfarrer Falter am 10. März 1897

„Der Musik-Verein (Posaunenchor) ist am 10. März 1897 von dem Herrn Pfarrer Falter zu Freienohl gegründet und von dem Herrn Amtmann von Köckritz hies. polizeilich genehmigt“, so kann man es heute noch in den Originalstatuten des Musikverein Freienohl nachlesen.

Die Gründerkapelle 1897

Pfarrer Julius Falter, geb. am 10.10.1840 in Delbrück und von 1884 bis zu seinem Tod am 9.3.1902 als Pfarrer in Freienohl tätig, war sicherlich die treibende Kraft bei der Gründung des Musikvereins.

Der Volksmund berichtet, dass früher auf dem Schützenfest in Freienohl und bei den Prozessionen die Musikkapelle Ziegenfuß gespielt habe. Die alten Leute sagten scherzhaft: „Es geht uns nichts für Ziegenfuß und Freibier“. Bei der Kapelle Ziegenfuß waren auch andersgläubige Musiker, welche bei den Prozessionen ihre Kopfbedeckungen nicht abnahmen. Das sei ein Grund gewesen, eine eigene Musikkapelle zu gründen.

Vielleicht spielten bei der Gründung aber auch wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle. Man wollte nicht immer zu den Festen der Heimat fremde Kapellen heranziehen. Nach den Statuten sollte der Verein in erster Linie zur Ehre Gottes bei kirchlichen und landesherrlichen Feierlichkeiten mitwirken. 

Nachdem Pfarrer Falter seiner Kirchengemeinde die Absicht über die Gründung eines Musikvereins von der Kanzel aus bekannt gemacht hatte, fanden sich schon bald einige musikbegeisterte Männer. Unter Ihnen auch der damalige Förster Ganczarsky, der schon mit dem Jagdhorn Jagdsignale blasen konnte. Er wurde der erste Kapellmeister. Den Anfangsunterricht in der Instrumentalmusik erteilte Musikdirigent Theodor Malkowsky aus Arnsberg. Für die Anschaffung der ersten erforderlichen Instrumente stellte  Pfarrer Julius Falter 425 RM zur Verfügung. Nun konnte es losgehen, ohne Noten- und Instrumentenkenntnisse.

Die ersten Probeabende

Im Vereinshaus Fuchs, heute Gasthof Hellmann bzw. Dorfkrug Freienohl, Breiter Weg, trafen sich die musikbegeisterten Musikanten zweimal wöchentlich zur Probe. Im kleinen Saal des Vereinshauses war eine Tafel aufgestellt, an der Noten aufgemalt wurden, die von den Musikern abgeschrieben und zu Hause so lange geblasen wurden, bis es auswendig ging.

So schrieb Emil Molitor von den anfänglichen Probeversuchen:

„Es war fürchterlich zu Haus, diese Blaserei anzuhören. Der eine blies im Keller, der andere auf dem Heuboden. Die Musikerfrauen mussten sich umstellen und ihre Nerven für die Krachmusikanten aufopfern. Ja, zum Futterschneiden war keine Zeit vorhanden. Ein Musiker sagte zu seiner Frau: „Erst muss ich es können, füttere nur lang.“ Ein anderer war Schneidermeister und fragte sich: Soll ich das Schneidern dran geben und nur Musik machen? Wo kann ich das meiste Geld verdienen? Ein Klempner war auch bei den Bläsern. Er sagte: „Blast nur tüchtig bis die Rohre platzen, dann kann ich sie auch wieder löten.“

Diese sicherlich nur aus Spaß gemachte Aussage wurde schon bald Wirklichkeit. Bei einer Musikprobe wurde von einem Musiker der Vorschlag gemacht, die Instrumente mal zu reinigen. Da bei Follen, Breiter Weg, ein Dampfdruckkessel bereits vorhanden war, gingen fünf bis sechs Musiker zu Follen und hielten ihr Instrument unter den Dampfhahn. Aufgrund des hohen Druckes platzten beim Drücken der Ventile die Rohre der Instrumente.

Das fleißige Üben führte schnell zum Erfolg. Schon ein Jahr nach der Gründung, also im Jahre 1898 spielte man mit 18 Personen die Urbanusprozession. Zwar bliesen alle nur die Melodie, aber Pfarrer Falter war mit seinem Posaunenchor sehr zufrieden. Sein Vorschlag, eine Trommel anzuschaffen, wurde rasch in die Tat umgesetzt.

Am 23. Dezember 1899 wählten die Mitglieder des „Musikvereins Posaunenchor“ Johann Koßmann zum ersten Vorsitzenden und Adam Pöttgen zum Stellvertreter. Zum Schriftführer wurde Heinrich Korte und zum Kassierer Anton Köster gewählt. In der Niederschrift wird festgehalten, dass Herr Musikdirigent Theodor Malkowsky aus Arnsberg den Verein dirigiert. 

Dem damaligen Amt Freienohl wurden am 6. November 1900 bereits 15 aktive Musiker und 70 passive Mitglieder gemeldet. Als aktive Musiker wurden aufgeführt: Johann Koßmann, Adam Pöttgen, Josef Geißler, Ad. Göckeler, Hein. Pöttgen, Jos. Zacharias, Kuno Altenwerth, Franz Geißler, Joh. Hecking, Felix Siepe, Joh. Siepe, Emil Molitor, Jos. Trompetter, Heinr. Zacharias und Joh. Mester.

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